untitled-Newsletter 06

Aug 01, 2024 10:00 am

image


Hallo werte Leserschaft,


oh, wie die Zeit verfliegt! Schon ist wieder ein Monat vergangen, der Juli flog an mir nur so vorüber. Und nun, wie ich diese Zeilen schreibe, merke ich erst, wie viel Zeit vergangen ist. Also, ein guter Moment kurz inne zu halten und etwas zurück zu blicken.


Vielen Dank an dieser Stelle schon Mal an alle, die sich nach dem letzten Newsletter mit Musik-Tipps und anderen Anregungen bei mir gemeldet haben! Danke! Wenn ihr mehr Musik-Tipps und Anregungen habt, antwortet einfach auf diese E-Mail.


Fragmente

Habt ihr in den letzten Jahren, meist im Herbst, auch schon mal Werbung von Meta für das ›Metaversum‹ ausgespielt bekommen? Vielleicht liegt es nur an mir, weil ich als Werberelevante Zielgruppe erkannt werde, aber wenn es euch auch so geht, schreibt mir gerne mal.


Diesen Monat habe ich es endlich geschafft eine lange überfällige Hausarbeit zum Thema Designrhetorik abzugeben, mit dem sperrigen Titel: »The Impact Will Be Real« – Eine Designrhetorische Analyse einer Werbeanzeige aus der Meta-Kampagne zum ›Metaversum‹. (Bei Interesse, gerne melden.)


Aus der Arbeit ergaben sich einige Gedanken, die ich weiterverfolgen möchte: Dem Konzept des ›Metaversum‹ stehe ich derzeit sehr skeptisch gegenüber, besonders wenn es als Vehikel für Crypto- aka. Blockchain-Investments dient, die zu oft als »Scam« enden. Umso beeindruckender finde ich es, wie stark Meta, ehemals Facebook, auf den Zug aufgesprungen ist und versucht das ›Metaversum‹ als Konzept – und nicht als Produkt – zu verkaufen. Dazu habe ich eine Arbeitshypothese, die ich derzeit versuche theoretisch anzubinden: In unserem global-kapitalistischem Wirtschaftssystem sind die Claims größtenteils abgesteckt, gerade im Internet: Apple hat den Smartphone-Markt, Google hat den Werbemarkt, Facebook hat den Social-Media-Markt. Es gibt Markt-Bewegungen, aber es gibt keinen Raum mehr für Expansion; keine weißen Flecken mehr auf der Landkarte; keine unbekannten Räume mehr, die erobert werden können – kurz, es gibt keine Frontiers mehr. Um weiter wachsen zu können, braucht es aber neue Frontiers, neue Räume die erobert werden können, neue Ressourcen die ausgebeutet werden können; und hier erschafft Meta mit dem ›Metaversum‹ einfach sein eigenes Frontier. Und, im Gegensatz zu natürlichen Räumen, kann hier Meta alles kontrollieren, von der 3D-Brille bis zum kleinsten 3D-Objekt und an jedem Punkt mitverdienen.


~


Nochmals Danke an alle, die mir mit Musik-Tipps ausgeholfen haben! Wie ich feststellen durfte, bin ich mit meiner »Algorithmic Fatigue« nicht allein: Der YouTube-Algorithmus – haha – spielte mir ein Video von Brandon Shaw aka. Digging The Greats zu, der unter dem gleichen Problem lit und der deshalb als Experiment auf einen alten iPod umgestiegen ist, nur um dann in einen Kaninchenbau zu fallen, der ihn weiter weg von allen Algorithmen brachte – und zu einer vierteiligen Videoreihe:


  1. Teil 1: »Using This iPod For 30 Days Changed My Life Forever«
  2. Teil 2: »The Real Reason Algorithms Are Bad For Art«
  3. Teil 3: »I Dumb-i-fied My iPhone And Got My Life Back«
  4. Teil 4: »How To Use Technology Without The Addiction«


Im ersten Video führt Shaw auch ein Interview mit Kyle Chayka, dem Autor von »Filterworld: How Algorithms Flattened Culture« – das ganze Interview mit Shaw gibt es auch als Bonus-Video. Das Buch lief mir zuerst im lesenswerten Artikel »The Algorithm Doesn’t Care About Your Art« von New_ Public über den Weg, dann in einem Interview bei Adam Conover und nun hier … schätze, ich es sollte das Buch einfach direkt lesen.


Was meine persönliche Algorithmic Fatigue angeht, befinde ich mich derzeit etwas auf dem Wege der Besserung: Ich schätze meine über viele Jahre aufgebaute Musik-Sammlung sehr und immer mehr. Zuhause höre ich diese nun auch wieder mehr, selbst Stücke, die ich sonst eher so »medium« finde. Unterwegs oder auf der Arbeit habe ich ein paar Essentials auf meinem iPhone, könnte das aber noch mehr wie einen iPod nutzen. Am meisten höre ich dort tatsächlich weiterhin über Spotify, dabei vertraue ich aber auf (eure) Musik-Tipps und mache einen Bogen um die automatischen Playlists. Zudem habe ich in den letzten Wochen sehr konzentriert an der Playlist für das nächste untitled-Zine gefeilt.


~


Mein Freund Thomas, den ich hier und da schon mal erwähnt habe, ist ein wahrer Tausendsassa und hat nun auch einen Newsletter gestartet: Briefe an Irene. Darin geht es um Literatur, Architektur, Geschichte, Philosophie und und und … und das in einem besonderen Format: Er schreibt seiner Tante Irene, berichtet monatlich von seinen Entdeckungen und Erkenntnissen und lässt uns mitlesen. – Eine wundervolle Idee, die ich euch ganz herzlichen empfehlen möchte.


~


Von Le Corbusier kannte ich bisher nur einiger seiner, teils brutalistischen, Bauwerke und sein, zum Glück nie realisiertes, Konzept von Paris als funktionale Stadt – die Idee, die Stadt strikt in ihre Funktionen von Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Konsum zu trennen, die schließlich in der Charta von Athen manifestiert wurde und uns heute so viele Probleme in den Städten und abhängig vom Auto macht. Mit diesem Vorwissen sah ich die kurze Doku von ARTE: Le Corbusier baut eine Stadt und ahnte nichts gutes – um so überraschter war ich über das, was ich sah: Er plante eine Hauptstadt mit gemischten Quartieren, zwar mit Regierungsgebäuden im brutalistischem Stil, aber unter Berücksichtigung der lokalen klimatischen Bedingungen. Das hat mein Bild dieses Architekten doch sehr gewandelt.


Randnotizen


Musik zum Ausgang

Trotz eurer guten Musik-Tipps ist mir in Jennis Newsletter leider ein anderer Song begegnet, der sich auch als Ohrwurm direkt eingenistet und mich als Loop durch ein paar Stunden Grinding bei der Arbeit getragen hat: Emergency (Budots Disco Remix) von DJ Johnrey.

Zur Entstehung dieses viralen Hits und des Styles ›Budots‹ gibt es eine kurze Einführung von Derrick Gee bei Instagram. Danke Jenni, für diesen Ohrwurm …


Da es diese Stück aber nur auf YouTube gibt, ich aber meiner Tradition der Spotify-Playlist zum Newsletter treu bleiben möchte, gibt es dort ein anderes Stück, das mir diesen Monat einen Ohrwurm beschert hat: »Down Low« von Gardna, Pola & Bryson.


Nachwort

Diesen Monat fällt der Newsletter gefühlt etwas kürzer aus – liegt es am Sommerloch oder daran, dass ich mehr andere Dinge getan habe, wie eine Hausarbeit beenden und am nächsten Zine feilen? Wir werden sehen. Gerade habe ich jedenfalls einen kleinen Motivationsschub, schicke jetzt diesen Newsletter raus und bastle weiter an eigenen Dingen.


Beste Grüße

Arne

Comments