Segeln ist wie Anästhesie. Nur ohne Würfel.

Jul 23, 2024 1:00 pm

„Ich habe Dir eine Anweisung gegeben und Du hast das nicht richtig ausgeführt!“


Dieser Satz ist selten in meinem Leben. Weder in der Arbeit noch in der Beziehung wird so mit mir gesprochen. Aber wenn Dir abends um Viertel nach Elf so eine Aussage nicht nur entgegengeblafft wird, sondern auch noch von Deiner Frau - dann hast Du irgendwas verkackt.


Das war unser Gute-Nacht-Gespräch am dritten Abend des Segeltörns (die anderen 25 Abende waren friedvoller).


, was soll ich sagen? Sie hatte völlig recht.


Es ging um einen bestimmten Knoten an einem bestimmten Teil des Bootes, der auf bestimmte Weise hätte befestigt werden müssen. Und ich hatte meiner Skipperin bestätigt, ich könne das schon.

Obwohl ich schon beim Zuhören abgeschaltet hatte (23:15 Uhr - nicht meine Zeit).

Weil aber ihre Verantwortung die Sicherheit an Bord ist, war sie verständlich genervt wegen meiner Torpedierung dieses auch für mich ehrbaren Ziel. 


Einen Morgen später fand ich dann die Analogie, die mir nicht nur half, das Segeln mit meiner bisherigen Arbeitserfahrung zusammen zu bringen. Sondern auch dabei, abends keine stinkige Stimmung zu erleben.


Die Analogie:

Segeln ist wie Anästhesie. 

(So nass wirst Du allerdings nur im Urologie-OP). 


Was ich damit meine: 

Die innerste Challenge von Segeln und Anästhesie ist völlig gleich.


Du arbeitest in einem komplexen System unter Zeitdruck mit limitierter Datenbasis an Entscheidungen mit häufig nicht reversiblem Ergebnis. 


Übersetzt: Wir wissen nicht alle Aspekte, die in die Situation einfließen.

Alle Aspekte beeinflussen sich aber gegenseitig und die Beeinflussung ist schwer vorherzusagen.

Wir brauchen dabei eine Entscheidung, jetzt oder bald.

Übrigens: wenn wir uns entschieden haben, können wir nicht mehr korrigieren.


Und genau deshalb ist die Sicherheit an Bord so bedeutsam.

Da konnte ich dann sehr gut andocken (innerlich jetzt, wenngleich es mit den Tagen auch mit dem Boot immer besser ging).

Denn da werden Werte bedient, die ich bisher schon sehr gefeiert und kultiviert hatte.

Es musste nur der kleine Rollenswitch passieren und ich sah:

Das ist sogar die Kern-Challenge von Human Factors, einer Querschnittsdisziplin, die mich schon im Studium beschäftigt hatte. 

Und ganz viele meiner beruflichen Herangehensweisen und sogar Rituale konnte ich direkt auf dem Boot wieder anwenden.


Wer hätte das gedacht! Ein großartiges Buch dazu haben zwei meiner Lehrer geschrieben.

Gesine leitete die Summerschool zu Humanfaktoren, die ich am Ende meiner theoretischen Ausbildung besuchte.

Michael ist Oberarzt in der Anästhesie in Erlangen.

Ihr Buch findest Du hier:

https://www.buch7.de/produkt/human-factors-und-patientensicherheit-in-der-akutmedizin-michael-st-pierre/1038476643?ean=9783662604847&partner=schnoor


Von Michael lernte ich einen der wichtigsten Sätze meiner anästhesiologischen Zeit: 

Anesthesia is the Desaster waiting to happen.


Deshalb ist der Funk-Kanal, der immer mitläuft auf dem Boot der Notfallkanal 16. 

Deshalb muss klar sein, wer gerade „in charge“ ist.

Deshalb muss klar sein, wo der Knoten wie festgemacht ist. 


Lerne Deine eigenen Humanfaktoren kennen und beherrschen. 

Fahre mit Chrissi segeln!


Der erste Termin ist im August.

Erfahre alles wichtige dazu hier:

Christina@kiwimekko.de


Und das sind Deine Coaches auf der Fahrt:

https://www.instagram.com/christinaschnoor.de/

https://www.instagram.com/nicla_sdl/


Sei hungrig auf’s Leben,

Christoph

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