Warum ein Mensch ohne Bösheit nicht schön sein kann
Jun 19, 2024 5:50 am
Hallo ihr,
Vor ein paar Wochen beklagte sich ein Freund bei mir: "Immer gebe ich mir so viel Mühe, Menschen gut zu behandeln und nie zahlt es sich aus. Muss ich etwa böse werden, damit mir auch mal was Gutes passiert?"
"Probier es doch mal aus!", sagte ich spontan.
Denn: Ein Mensch, der seinen Schatten nicht lebt, ist langweilig. Jede umwerfende, faszinierende Schönheit hat etwas Bösartiges an sich. So wie ein Berg weder gut noch böse ist, sondern einfach schön. Und wenn es auf dem Berg einen Felssturz gibt und ich mich verletze, dann mache ich dem Berg keine Vorwürfe dafür. Ich frage mich nicht: Warum ist der Berg so böse zu mir? Ich frage mich: Was ist es, was ich nicht verstanden habe über den Berg? Gibt es etwas, was ich nicht berücksichtigt habe bei meinem Ausflug, dass ich in so eine gefährliche Situation gekommen bin?
Es ist so verdammt beängstigend, aber wenn wir uns selbst verbieten, böse zu sein, wenn wir unseren Schatten verbannen und verstecken, anstatt ihn mitten ins Leben zu holen – dann nehmen wir uns auch die Möglichkeit, großartig und kraftvoll und eins mit unserer Natur zu sein wie ein Berg.
Hier lest ihr mehr zur Angst der guten Menschen und auch, warum ich schon wieder nicht in Pompeji war: Ein Artikel, der geschrieben ist wie die endlosen Spaziergänge, aus denen mein Leben in Neapel bestand. Und dann gibt es noch Teil 2, wo ich erzähle, wie ich mich selber böse (oder einfach: moralisch falsch) verhalten und plötzlich einen unerwarteten Frieden gefunden habe.
Viel Freude dabei!
Marleen