Mai: Freiheit und das Leben als Würfelspiel
Jun 02, 2025 6:44 pm
Hey ihr,
irgendwann in diesem Monat habe ich kapituliert: Vor all den Dingen, die zu tun sind. Seitdem treffe ich die Entscheidung für den nächsten Punkt konsequent mit einem Würfel.
Ja, das stimmt. Die meiste Zeit des Tages würfele ich einfach, was ich tue. Ich spiele Leben als wäre es ein Brettspiel und empfinde das als unfassbar entspannend. Ich kann dabei von außen betrachtet sogar produktiv aussehen, so, als wüsste ich, was ich vorhabe.
(Tue ich nicht - habe ich ehrlicherweise vielleicht nie getan - aber ich bin für den Moment immerhin zufällig schöpferisch :))
Ich habe eine Geschichte aufgeschrieben, die ich schon lange aufschreiben wollte: Was ich durch Corona über Freiheit gelernt habe.
"Freiheit" ist ein Begriff, der sprachlich meistens so behandelt wird als ginge es um eine Art Ware, die uns von außen gegeben oder entzogen wird. Wir reden hier immer gerne davon, unsere "Freiheit zu verteidigen" (gegen Nazis oder Russen zum Beispiel). Das hört sich toll an, aber wir könnten das Wort "Freiheit" in diesem Kontext ohne Probleme durch "Privileg" ersetzen.
Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist ein Privileg.
Die Fähigkeit, frei zu denken und der Mut, Konsequenzen daraus zu ziehen, das ist Freiheit.
Das eine kommt von außen, das andere von innen. Das eine wird uns gegeben oder genommen, das andere müssen wir entwickeln. Wir verwenden hier zwei Begriffe als Synonym, die eigentlich fundamental unterschiedlich sind. Und in meinem Fall hat der Entzug der äußeren "Freiheiten" während Corona dazu geführt, dass ich diesen Unterschied verstehen konnte.
Gleichzeitig bemühe ich mich nach wie vor um Autonomie im Umgang mit einer digitalen, auf Effizienz getrimmten Welt. Wie verhindere ich, dass ich selbst denke wie ein Algorithmus, wenn Algorithmen einen immer größeren Teil meines Erlebens mitformen? Wie erhalte ich mir einen imaginativen, schöpferischen Zugang zur Welt?
Ich bin sehr froh, dass ich im Mai endlich mein lange gehegtes Vorhaben umgesetzt und in meinem Podcast ein Interview mit dem Philosophen, Dichter und Theologen Jan Juhani Steinmann geführt habe. Dieser Mensch hat tatsächlich Antworten auf diese Fragen - und wer immer da gerade am gleichen Punkt hängt wie ich (wer eigentlich nicht?), dem wird dieses Gespräch wahnsinnig weiterhelfen. Das Interview erscheint am kommenden Freitag. Abonniere einfach den Podcast, wenn du es nicht verpassen möchtest.
Das wars für heute -
Bis bald und viel Freude beim Lesen (oder Hören).
Marleen