Auf der Suche nach den verlorenen Blüten
Apr 19, 2024 8:55 am
Hallo Menschen,
Wie schön, dass sich so viele von euch bei mir eingetragen haben! Das ist toll, denn ich habe richtig Lust darauf, mit diesem Newsletter anzufangen. Dieser Blog war für mich so lange ein Side-Projekt, was einfach nur Spaß gemacht hat. Dass ich jetzt anfange, ihn aktiv zu verbreiten, ist neu für mich und es unterstützt mich sehr, wenn ihr Lust habt, mir eure Gedanken dazu mitzuteilen. Berührt euch das Thema? Könnt ihr etwas damit anfangen? Gibt es Fragen oder Aspekte, zu denen ihr gern mehr lesen würdet?
Seit vorgestern ist es kühler geworden in Albanien und meine Buchrecherche in Saranda, einer kleinen Stadt im Süden, neigt sich schon dem Ende zu.
Besonders zwei Interviews haben mich in den letzten Wochen sehr beeindruckt. Das mit Aleksander, der im Nachbarort Ksamil einen kleinen Campingplatz betreibt und die unerzählte Geschichte seines Landes, die Wahrheiten jenseits des offiziellen Narratives, bis ins letzte Detail verinnerlicht hat. Und das Interview mit Bledi, der in seinen Erinnerungen das Bild eines verlorenen Paradieses entwirft. Das Bild einer Stadt, die nach dem Ende der kommunistischen Diktatur 1991 gefühlt keine Vergangenheit mehr hatte, sondern nur noch eine lange, leuchtende Zukunft.
Es war ein Traum, der mit dem Bürgerkrieg von 1997 abrupt endete. Doch dieser Traum vom verlorenen Paradies zieht sich bis heute durch die persönlichen Geschichten der Menschen. Und vielleicht zieht er sich sogar durch die ganze Menschheitsgeschichte. Vielleicht ist die enttäuschte Hoffnung auf das Ende der Geschichte sogar die Grundlage aller kollektiven Traumata. Vielleicht besteht das zentrale menschliche Trauma darin, dass die Welt nicht so ist, wie wir fühlen, dass sie hätte werden müssen.
Kennt ihr solche verlorenen Paradiese? Oder die Sehnsucht danach? Berührt euch der Gedanke oder ist er euch völlig fremd?
Viel Freude beim Lesen und bis bald!
Marleen