Mein erster Marketing-Fail

Aug 25, 2022 12:01 pm

In meinem Basic Content Business-Newsletter geht es um angewandtes Content-Marketing von Selbstständigen (also mir) und das hilft vielleicht auch dir. Oder du bist neugierig, wie es so läuft: I am here for you: Heute geht es um meine ersten Berührungspunkte mit Content-Marketing, aber ich habe heute leider keine Erfolgsstory für dich.


Hallo ,

im Jahr 2016 hatte ich eine 30-Stunden-Stelle in einer kleinen Agentur und neben der ÖA-Betreuung eines Kunden sollte ich mich um Akquise und Marketing für das Seminar- und Workshop-Programm für meine Chefin kümmern. Ich kam grad von der Uni und hatte keine Ahnung, was ich tue. Ich wusste nur: Die Briefe, die ich da abschicken muss – das wird so nix. Und die Hinterhertelefoniererei – Arghhh, es schüttelt mich immer noch. Die Idee, die ich meiner Chefin dann vortrug war, stattdessen mit den Themen im Internet sichtbarer zu werden. Sie bloggte zwar dann und wann auf ihrer Webseite, aber eher ungern. Also recherchierte ich und erklärte ihr dann: Die Zukunft heißt „Video“ und am besten fängt man noch heute damit an! YouTube it is!


Kommt dir das bekannt vor?


Well. Ich war Feuer und Flamme und meine Chefin ließ sich darauf ein. Ich richtete einen Kanal ein, bastelte den Banner, bereitete die Wassermarke vor, schrieb Skripte für zwei oder drei Videos und blockte Platz für Drehtage im Kalender. Bevor es losging, gab mir meine Chefin das Approval für die Idee und das Konzept, nahm mir das Skript ab und freute sich auch auf den Drehtag.


Und dann tat sie nicht, was ich ihr sagte 😐


Ich, frisch von der Uni und irgendwie in diesen Job geschlittert und sie, gestandene Geschäftsfrau: Ich war nicht so die Regisseurinnenpersönlichkeit, ihr zu sagen, sie solle sich verdammte Hacke mal ans Skript halten! Ich improvisierte, drehte alles, dass es noch Sinn ergibt, war aber unzufrieden mit dem Ergebnis.


-      „Und?“

-      „Ja, super, toll, alles gut, klasse, weiter so 🙂🙂🙂“


Ich schnitt das Video, suchte passende Musik, beschrieb das Ding und lud es hoch. Es hatte dann irgendwann auch bestimmt 30 Likes.


Das ging nicht viral, schade Schokolade. Das lag aber nicht (nur) daran, dass meine Chefin sich nicht ans Skript gehalten hatte. Sondern daran, dass es normal ist, dass das erste YouTube-Video schlecht ist. Denn Konzept, Skript, Technik, Filmen, Thumbnail, Keywords, Marketing – it is a lot. Und es nimmt eben eine Menge Zeit in Anspruch. Da meine Chefin nicht sofort Ergebnisse sah und ich dafür aber sehr viel Zeit mit dem ganzen verbracht hatte, verlief die Aktion im Sande.


Im Nachhinein ist das so schade.

Denn mit der Zeit und der Übung wären die Videos besser geworden, vielleicht hätten wir uns andere Storys überlegt, das Filmen wäre besser geworden. Aber Arbeit für tatsächlich zahlende Kunden ging vor und so vertrockneten die zarten Knospen einer sich entwickelnden Content-Strategie wieder.


Eine Strategie ist nicht statisch. Auf diese Anfänge hätten wir reagieren können und nochmal besprechen können, woran es nun hapert. Denn es fehlten einige Punkte auf der Liste: Wir hatten nicht festgelegt, was die konkreten Ziele für unser Vorhaben waren und wie wir das über die Zeit messen können. Wir hatten nicht festgelegt, wie lange wir der Idee eine Chance geben würden und es war nicht festgelegt, wieviel Zeit ich dafür verbrauchen dürfte, pro Video. Es war niemandem so richtig bewusst, dass es Sinn macht, meine Zeit dahingehend zu priorisieren, denn langfristig hatte die die Idee Potential.


Long story short: Andere Marketingmaßnahmen außer Kaltaquise bei Wunschkund*innen wurden eingestampft und es fanden sich für die Seminare keine Interessent*innen.


Heute bin ich froh über jede Erfahrung, die ich dort gemacht habe. Damals war ich frustriert, dass meine kreative Energie so im Keim erstickte. Diese Energie habe ich deswegen nicht verloren. Aber ich sehe auch, dass ich oft kurz davor bin, die gleichen Fehler zu machen:


1.    Ich probiere etwas Neues aus, sehe nicht sofort die Ergebnisse, die ich mir wünsche und möchte direkt wieder aufgeben.

2.    Ich breche Arbeit an meinem Content ab und stelle sie hinten an, weil ich mich lieber um bestehende Kunden und aktuell gut laufenden Akquise-Kanäle verlasse.


Aber wir erinnern uns: der Schlüssel zum Erfolg liegt nicht im One-Hit-Wonder oder, wie man heutzutage zu sagen pflegt: eine viralen TikTok. Sondern in einem langen Atem, Mut, neues auszuprobieren und sich damit eventuell auch mal lächerlich zu machen.


Mir stellt sich immer wieder die Frage: Wieviel Zeit räume ich meinem Content nun ein, damit mir nicht das passiert, was damals passiert ist? Ich habe noch nicht die richtige Balance oder den richtigen Workflow für mich gefunden. Aber ich merke schon, wie es besser wird, während ich spät abends an meinem Contentplan herumbastele.


Und sonst so:


Ich hatte gefragt und ihr hattet geantwortet: Bitte mach den TikTok-Kurs für KMUs. XXX. Es ist so eine Enttäuschung. Das war ein Fünf-Wochen-Email-Kurs bei dem ich schon eingeschlafen bin, als erklärt wurde, wie man ein Profil anlegt. Am Ende wird man angeleitet, Werbung zu schalten. Na klar. Alles nichts, was einem nicht auch irgendein YouTuber erklären würde.


Sehr viel mehr über B2B-TikTok oder auch „Hidden Champions“ in der Provinz in BaWü habe ich aus dem OMR-Education-Podcast mitgenommen, in dem der PR-Chef des Industrieunternehmens Ziehl-Abegg erzählt, wie er mit seinem kleinen Team und viel Freude an TikTok die HR-Abteilung zum Brummen brachte. Schöne Story von einem sehr engagierten Chef, der sich mit seinem Team gegen jegliche (Vorstands- und Vertriebs-)Widerstände verteidigt hat und ungewöhnlich viele Freiheiten genießt.


Ich experimentiere jetzt jedenfalls damit, alles, was ich an Videos bastele, überall zu posten (TikTok und Instagram, YouTube richte ich noch ein). Krasse Cross-Channel-Strategie? Nein, nur kleine Experimentierfreude und eventuell nehme ich dann einen Kanal rein oder einen anderen raus. Mal sehen.


So.


👋 Bis nächsten Donnerstag!

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