Wie ich meine Schaffenskrise zur Strategie mache

Oct 14, 2022 7:51 am

Hallo ,

Ich hatte eine kleine Schaffenskrise: Ich konnte mich einfach nullkommanull dazu aufraffen, etwas zu schreiben. Ich habe nur das allernötigste gemacht und sehr viel auf TikTok “recherchiert”. Die FYP macht mich fertig, beantwortet Fragen, die ich nie gestellt habe und nur das Eine einfach mal so überhaupt nicht:


Wie komme ich aus dem Content-Loch wieder raus?

Ich habe neulich mal low key über “Atomic Habits” gelästert. Wer die NL-Ausgabe gelesen hat, kennt meinen Struggle. Ich bin nicht der Typ für Produktivitäts-Habits und das hat vor allem den Grund, dass Gewohnheiten für mich nur unter erschwerten Bedingungen funktionieren. Denn schon in meinem Grundschulzeugnis stand geschrieben:

“Miriam geht gerne zur Schule, ist jedoch manchmal ihren Launen ausgeliefert. Dann weigert sie sich, am Unterrichtsgeschehen teilzunehmen. Sie zeigt deutlich, wenn ihr etwas nicht paßt. Sonst ist sie aber ein sehr nettes Mädchen.”

Kein Bock? Keine Chance. Allerdings konnte ich mich bisher immer darauf verlassen, dass ich zurück in den Flow finde, wenn das Interesse zurückkehrt. Aber Regelmäßigkeit ist für mich persönlich (also in privaten, halbprivaten und beruflich mich selbst betreffenden Projekten) extrem schwer einzuhalten. Auch ein Content-Plan, ich schrieb bereits davon, macht es nicht besser sondern fast schlimmer.

Ungünstig, so als Content-Marketing-Person

Man könnte mir jetzt vorwerfen, dass ich einfach so lange im Internet nach meinen Problemen suche, bis ich die eine Antwort finde, die mir am besten gefällt. Ich bin jedenfalls fündig geworden, denn ich weiß jetzt: Ich bin mit meiner Abneigung gegenüber der stets geforderten Regelmäßigkeit nicht allein, denn es gibt dieses YouTube-Video von Elizabeth Filips, das mir zu 100% aus der Seele spricht.

Sie ist die PA von Ali Abdal, der ja eher so der Typ “Produktivitäts-Papst” ist - folgt selbst aber nicht irgendwelchen Dogmen oder Regeln, weil sie weiß, dass es sie lähmen würde. Das fühle ich sehr und finde es ungemein beruhigend, wenn es Content Creator gibt, die von ihrer konsequenten Inkonsequenz sprechen und zwar nicht als Fehler, sondern als ihr eigenes Produktivitäts-Konzept. In Zeiten, in denen sie nicht den drive hat, sich an eine Sache ran zusetzen, sammelt sie nebenher Informationen dazu und beschäftigt sich damit passiv. Nicht, weil sie muss, sondern will und ganz ohne Druck. Sie vertraut darauf, dass der Energieschub kommen wird, den sie dazu braucht, ihre Ideen umzusetzen. Das gilt vielleicht nicht für die regelmäßigen Verpflichtungen , aber für die kreative Arbeit umso mehr.

Ok.

Es gibt mir jetzt also die Legitimation, drei, vier Wochen nichts mehr zu posten, wenn ich es einfach nicht fühle. Aber ist das gut? Ist das so schlau, wenn du als soloselbstständige Person mit deinem Content gewisse Ziele verfolgst?

Verzeihen es dir deine Kund*innen, wenn du mal nichts schreibst?

Die Antwort lautet: Es ist ihnen egaler, als du denkst

Diese Frage des “Verzeihens” höre ich öfter nicht im Zusammenhang mit Kund*innen, sondern mit Followern, die zu “Superfans” werden sollen. Wenn ich aber als Selbstständige gar keine Follower sammle, dann ist es nicht kritisch, wenn ich mal drei Wochen nichts ins Internet schreibe - insbesondere dann, wenn ich Inhalte habe, die dauerhaft da sind.

Natürlich habe ich mehr Aufmerksamkeit und Interaktion, wenn ich alle zwei Tage Texte raushaue. Aber dazu bin ich gar nicht in der Lage, denn der Kita-Herbst hat begonnen und alle Eltern mit mindestens einem Kind in diesem Alter wissen, was es heißt, wenn jeder sein eigenes Handtuch benutzen muss and don’t get me startet on our Desinfektionsmittelverbrauch. Storytime auf Instagram? Nee, Leute, ich habe Eimer zu reichen.


Es ist eigentlich eine Binse, aber: Ich schreibe nicht, wenn alles holzig klingt - nur, weil ich denke, ich “muss”. Das bringt mir die falsche Aufmerksamkeit. Muss ich selbst cringen, muss ich es löschen.


Lisa-Marie Polster ist als lima.rocks ein Beispiel auf Instagram, die erfolgreich über wenige Posts Mehrwert bietet, der eben nicht in Form von Info-Posts, Listicles und How tos daherkommt. Sie schreibt wann und wie sie will, bindet ihre Community in den Entstehungsprozess ein, macht nicht jeden Tag Stories, aber wenn, dann sind die strategisch - auch wenn es erst nich so wirkt. Sie bereitet einen einzelnen Post über Tage hinweg vor: Fragt ihre Community, was sie interessiert, fragt nochmal, Erzählt eine passende Anekdote, teasert den Post an, macht einen Pre-Launch vom Post und dann launcht sie ihn. Die Frau vermarktet Online-Kurse und ja, you can tell she does it well. Aber das interessante ist: Man liest auch mal drei Wochen nichts, auch nicht in ihren Stories. Wenn sie wiederkommt, knien alle nieder. Ich meine, die Frau lässt sich “Kaiserin” nennen - so viel Narzissmus darf wohl sein, ist mir auch egal. Aber widerspricht eben völlig dem ewigen Gejodel nach Beständigkeit. Was sie stattdessen liefert: Unerwartete Tipps oder Meinungen, die man gerade in der Online-Coaching-Szene nicht erwartet (es sind ja alle so mysteriös, wenn es darum geht wie genau sie denn nun 7-stellig wurden). Außerdem: Es entsteht der Eindruck von Transparenz, da sie ihre Taktiken nicht zu verheimlichen versucht.

Fazit

Ich bin der Meinung: Es ist total in Ordnung auf eine leidenschaftsgetriebene Content-Strategie zu bauen, wenn das besser zur eigenen Persönlichkeitsstruktur passt und wenn einige Eckdaten stimmen:

  1. Es gibt einen Kanal für Evergreen-Content
  2. Es gibt einen Lieblingskanal, für den es Spaß macht Content zu produzieren
  3. Es gibt einen Kanal für Connection

Das alles um folgende Ziele zu erreichen:

  1. Gefunden werden, ohne pausenlos online zu sein
  2. Aufmerksamkeit bekommen, wenn man gerade richtig gute Inhalte produziert und überzeugen kann
  3. Verbindung mit denjenigen aufrecht erhalten, die wirklich Interesse haben, hatten und in Zukunft andere überzeugen sollen ;)


Punkt drei ist die “Pflegestufe” und eigentlich die wichtigste. If you know, you know: Was bringt mir mein Kaffee-Vollautomat und das Bohnen-Abo, wenn ich nie den Milchschlauch reinige?


Und sonst so:


Bis in zwei Wochen 👋


Miriam


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