Wie ich fast meinen Instagram-Account eingestampft hätte, obwohl ich nur einen kleinen Denkfehler hatte
Jul 21, 2022 8:50 am
In meinem Basic Content Business-Newsletter geht es um angewandtes Content-Marketing von Selbstständigen (also mir) und das hilft vielleicht auch dir. Oder du bist neugierig, wie es so läuft: I am here fo you :*
Diese Woche geht es um Authentizität beim Schreiben und warum sie einerseits Genickbruch und Rettung meines Instagram-Vorhabens war.
—
Vorab: Es ist ein bisschen lustig, dass ich im Teaser von „Rettung“ spreche, denn ich bin erst seit zwei Wochen wieder aktiv. Aber mit einem anderen Gefühl als vorher. Hier erfährst du, warum das so ist:
Hallo ,
Ich hatte es mir alles schon so schön zurechtgelegt: Meine Zielgruppe definiert, einen Markenkern ausgearbeitet, ein Branding festgelegt, Ziele gesteckt. Ich habe sehr lange überlegt, ob ich Instagram für meine Selbstständigkeit bespielen will, oder ob ich es sein lasse.
Einiges spricht dafür (Zielgruppe ist da, viele Ausdruckmöglichkeiten, kenne die Plattform einfach seit Zweitausenfuckingdreizehn) und vieles dagegen (Reels-Zwang für organische Reichweite, toxische *Persönlichkeiten*, Suchtfaktor, das Gefühl, Adam Mosseris Willkür ausgesetzt zu sein). Ich habe mich dafür entschieden, weil ich mich erst mal gegen LinkedIn entschieden habe und ich neben meinem Blog zunächst nur eine Community-bildende Plattform anfassen will. Ich habe nämlich nicht so viel Zeit, ich sag’s wie’s ist.
Was dann passierte, hat niemand kommen sehen
Weil mich einfach niemand gesehen hatte, surprise. Eine Woche nach Start meines „neuen“ Kanals habe ich so dermaßen hart die Lust verloren, dass ich den Account auch hätte löschen können. Jede Woche eine neue Änderung, Update, Neuigkeit und dabei immer dieser kleine Stress: Du muss ja *nur* deinen Themenplan rausholen, einen kleinen Contentplan erstellen, Canva anschmeißen und planmäßig losballern.
Was stimmt nicht? Fehlt die Motivation, weil ich in keiner Mastermind-Gruppe bin? Oder habe ich mir die falsche Nische gesucht? Oder hasse ich in Wirklichkeit meine Themen? Oder die Plattform selbst?
Die Antwort: Ich hatte eine Internetversion von mir vor Augen, von der ich dachte: so will mich meine Zielgruppe haben.
Das war zum Scheitern verurteilt.
Ich bin eine impulsive Frau mit dezentem Hang zu Kontrolle (wenn das mal keine unsympathische Selbstbeschreibung ist). Das ist eine komplett beknackte Kombination, um eine Strategie oder hier viel eher erstmal: einen Plan stringent zu verfolgen, insbesondere dann, wenn er sich in Stein gemeißelt anfühlt, bevor ich auch nur einmal Piep ins Reel geflüstert habe. Ich kann nur in beschränktem Maß an meinem sogenannten Mindset arbeiten. Manches ist einfach in meiner Persönlichkeit verankert und das ist auch völlig ok. Denn was passiert, wenn ich vor lauter Zielgruppendefinition und Content-Zielen ignoriere, dass meine „Brand“ ja tatsächlich aus mir selbst besteht – und nicht aus einer Version von mir, wie ich sie gern hätte?
Der Account wird entweder unpersönlich und langweilig oder unauthentisch und cringy (darf man das Wort so benutzen?). Es fühlte sich alles falsch an und am Ende kann ich sowieso nicht anders als so zu sein, wie ich bin. Natürlich: „authentisch“ sein wird immer wieder geraten, aber ehrlich: wer zu authentisch ist, hat es nicht unbedingt leichter. Also stand ich vor dem Dilemma:
Wie bekomme ich Authentizität und Zielgruppendefinition unter einen Hut?
Der Denkfehler war, dass ich glaubte zu wissen, wen meine Zielgruppe haben will. Die Wahrheit ist aber, dass ich gar keine belastbaren Daten habe und nicht mal weiß, ob ich sowas je auswerten würde. Und: ich befinde mich zu so einem frühen Stadium in meiner Selbstständigkeit, hier passiert natürlicherweise noch viel Trial and Error. Also muss ich ausprobieren, was passiert, wenn ich mich nicht so arg verstelle.
Das Schöne an Authentizität ist ja: Es gibt sie gar nicht
Auch, wenn ich viele Hemmungen loslasse und aufhöre, mich zu verstellen: Ich werde dir immer ein bisschen etwas vorspielen. Das Einzige, das ich ändere, ist meine Tonalität. Nicht meine thematische Ausrichtung, nicht meine Pläne, nicht meine Gesamtstrategie, die ich ein bisschen hierhin und ein bisschen dorthin biegen werde, je nachdem, wie es läuft. Die Ansprache ist jetzt eine andere und das ist für mich der Gamechanger. Ich fühle mich jetzt wohler.
Denn: Im 1:1 rede ich ja auch nicht wie Fräulein Prysselius.
Meinen Markenkern habe ich für mich selbst deswegen nicht umsonst ausgearbeitet. So, wie ich das für mich bastele, habe ich dadurch eine stimmige Mischung aus dem, was ich professionell leiste und dem, wie ich wirklich bin. Die Mischung daraus ist mein USP, mein Alleinstellungsmerkmal. Das, was ich mache, machen ziemlich viele andere auch. Was unterscheidet mich von den anderen? Ganz einfach: Ich halt.
Obwohl ich darüber bereits Klarheit habe, ich habe die Macht der Tonalität vergessen. Die kann das Zünglein auf der Waage sein und zwar (für mich) überraschender Weise nicht nur, was den Effekt auf die Zielgruppe angeht, sondern auch, was meine Motivation angeht. Ich kann aber nur durch Motivation am Ball bleiben und so entscheidet die Tonalität darüber, wer aus meiner Zielgruppe auch Teil einer kleinen Community sein möchte.
Was lernen wir jetzt daraus?
- Strategie und Pläne sind toll und hilfreich, aber für die Katz, wenn man keinen Bock hat, sie umzusetzen.
- Wenn die Motivation flöten geht, mal in sich gehen: Was macht den Druck? Bei mir war das: Ich will irgendwer sein, die ich nicht bin
- Das Konzept der Authentizität wiegt zu schwer und ist völlig aufgeblasen. Es geht nicht darum, jedes Staubkorn im Bad zu zeigen oder sich beim Popeln zu filmen. Es geht um Tonalität.
- In Sachen Personal Branding kann man an der Tonalität nicht viel machen. Man klingt nun Mal, wie man klingt. Das kann man also einfach annehmen oder man krampft sich so durch und wird entweder austauschbar oder seltsam.
- Wenn du meinen Tonfall jetzt seltsam findest, dann komme ich damit zurecht und lass mich davon nicht einschüchtern, denn ich bin nicht mehr auf Klassenfahrt in der 7., sondern eine erwachsene Frau mit zwei Kindern, einem Mann und einer Katze. So.
- Es hilft auf jeden Fall, einen Markenkern definiert zu haben – aber man sollte ihn nicht zu ernst nehmen. Es ist eine Stütze und Orientierung, wie ein Nordstern – kein Kampfschiff.
Ich klinge jetzt, wie ich klinge und kann jetzt bleiben, wer ich bin – denn mein Tonfall ändert rein gar nichts daran, was ich kann und weiß.
Nützliches
- TikTok macht einen Kurs für KMUs: Man kann sich ab sofort registrieren, los geht’s ab 3. August. Kostet nichts (evtl nur ein bisschen deine Seele, mal sehen). Soll ich den Kurs machen und dann berichten (so you don't have to)?
- Call me Pfennigfuchser, aber hier gibt es außerdem einen Kurs aus dem letzten Jahr, den Li Jin letztes Jahr gegeben hat: "Learn How to Build for the Creator Economy" war letztes Jahr noch auf 150 Teilnehmende limitiert, steht jetzt aber für alle zur freien Verfügung.
Bis nächsten Donnerstag!
👋
Miriam
PS. Magst du den Newsletter? Ich freue mich, wenn du mich weiterempfiehlst z.B. über diesen Link: