'Ich poste einfach jeden Morgen etwas' – klingt simpel, ist aber zum Scheitern verurteilt

Aug 07, 2024 7:45 am

"Social Media ist ganz einfach: ich logg mich jeden Morgen um 9 Uhr ein und schreibe einen LinkedIn-Post. Montag bis Freitag. Total simpel! :)"


Hast du so einen Post schonmal gesehen?


Warst du vielleicht beeindruckt davon, wie einfach es für diese LinkedIn-Dudes (es sind immer LinkedIn-Dudes! *seufz*) scheint, konsistent zu bleiben?


Warst du gar inspiriert und hast dir vorgenommen, dieser einfach-jeden-Morgen-was-posten-Routine auch zu folgen?


Egal ob du es ausprobiert hast oder nicht, ich verrate dir, was es mit dieser Routine auf sich hat:


Sie wirkt simpel und einfach. Aber eigentlich spielt man damit Social Media im Hard Mode!🎮


Ich meine damit nicht jeden Tag zu posten. Das ist machbar, und wenn man die Ressourcen hat auch empfehlenswert.

Ich meine, sich jeden Morgen hinzusetzen und dann erst das zu produzieren, was man wenige Minuten später postet.


Grund 1: Man macht jeden Tag den gleichen Prozess statt ihn zu batchen. Das ist super ineffizient. Stell dir vor, du baust dein Stativ auf, stellst diene Kamera scharf, machst ein Foto, und baust dann alles wieder ab. Ja nee.


Grund 2: Man hat keinen Puffer – egal wie der Morgen abläuft, es muss auch noch Content produziert werden. Egal, ob du eine inspirierende Morgenroutine hinter dir hast, oder dein Tag einige Stunden früher als geplant damit begann, dass dein Kind "Papa, ich hab gebrochen :(" mit Säure-Mundgeruch in dein Gesicht murmelt. (Wobei.. Wenn ich an diese Dudes denke.. ich glaube, die stellen sich schlafend und überlassen es der Mama, sich um Kind und Kotze zu kümmern 🫠)


Grund 3: Der Fokus liegt auf der Postingfrequenz, als wäre das alles, was man für eine Social-Media-Strategie braucht. Um Taylor Loren zu zitieren: "this isn't a content strategy"


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Ey, ich mach diesen Content-Kram beruflich und würde niemals damit klarkommen, wenn meine "Strategie" so aussehen würde.


Beziehungsweise, ich hab sogar den Beweis. Vor kurzem habe ich einen neuen

Threads-Account für mein Workshop-Thema aufgemacht. Die ersten Postings habe ich vorgeplant, und dann (you guessed it) war mein Vorrat aufgebraucht. Natürlich (you guessed it again) habe ich mir gesagt "ach ich poste einfach morgen spontan was und mache dann übermorgen wieder einen Batch" – und seitdem ist Dürre auf dem Account. Grillenzirpen.


(Reminder an mich selbst: morgen wird gebatcht, aber wirklich! 💀)


Also wenn du das schonmal ausprobiert hast und nach ein paar Tagen gescheitert bist: es liegt nicht an dir.


Hier ist was ich stattdessen vorschlage:

  1. reserviere dir ~2 Stunden Zeit und blocke sie als Termin in deinem Kalender, damit du dir die Zeit wirklich frei hältst.
  2. schreibe einige Posts vor. (Ja ich weiß, das klingt so einfach – wenn du stuck bist, probiere einen dieser Content Recycling Quick Wins)
  3. wähle eine Veröffentlichungsfrequenz, die zu dir passt. Vielleicht gefällt dir der Montag-bis-Freitag-Rhythmus; vielleicht ist dir das auch too much, wenn du bisher inaktiv warst, und du postest erstmal 3 Mal (Mo/Mi/Fr) oder 2 Mal (Di/Do) pro Woche.
  4. Plane die Beiträge in einem Veröffentlichungstool deiner Wahl ein. (Zum Beispiel: Buffer, Later, Feedhive, VistaSocial, ...)


Je nachdem, welche Frequenz du gewählt hast und wie viele Posts du geschrieben hast, hast du jetzt Stoff für 2-4 Wochen.


Jetzt ist die Arbeit aber noch nicht vorbei.

Während jetzt in den nächsten Wochen also deine Beiträge online gehen, ist es dein Job, die Reaktionen zu beobachten und auf Kommentare, Nachrichten und Co zu antworten.


(Und spätestens wenn mal wieder eine unschöne 🤢-Nacht oder ein anderer Notfall hinter dir liegt, dankst du deinem Vergangenheits-ich fürs Vorplanen!)


In diesen Reaktionen kannst du jetzt ablesen...

  • welche Themen auf Interesse stoßen – oder eben nicht.
  • welche Posts dir *wirklich* was bringen, zum Beispiel Anfragen oder neue Kontakte.
  • zu welchen Themen Nachfragen kommen.
  • mit welchen Hot Takes du ins Wespennest gestochen hast.
  • was die Leute zum Diskutieren oder Teilen veranlasst.
  • auf welche Posts du außerhalb des Netzwerks angesprochen wirst.


Zugegeben, eine Handvoll Posts ist noch keine ausreichende Datengrundlage, aber sie geben dir eine Richtung.


Du sollst nämlich nicht einfach stumpf alle paar Tage neue Posts batchen; das würde den täglich-schreiben-Prozess ja nur ein bisschen effizienter machen, aber nicht strategischer.


Stattdessen möchte ich, dass du dir Gedanken über wiederkehrende Formate und Serien machst.


Es kamen inhaltliche Nachfragen zu etwas? Cool, mach eine vierteilige Serie draus.

Dein Monatsrückblick kam besonders gut an? Cool, machen wir ab jetzt jeden Monat.

Dein Tool-Tipp hat nur Grillenzirpen hervorgerufen? Cool, let's not do that again.


In Formaten ist die Magie. Formate sind etwas, was ich auch mit meinen Strategieberatungs- und Sprint-Kund:innen sehr ausführlich durchkaue. Denn Formate kombinieren inhaltliche mit zeitlicher Struktur. Und Struktur brauchen wir, um nicht im "ah shit was poste ich denn mal wieder"-Strudel zu versinken.


Ja, es klingt sexy, sich einfach jeden Morgen mit einer frisch gebrühten Tasse Kaffee an den Schreibtisch zu setzen, den Laptop aufzuklappen und irgendwelche Gehaltvollen Zeilen ins Internet zu blasen.


Ist aber für 98% der Leute nicht realistisch.


Also finden wir doch einfach unseren eigenen Weg, okay? 🤝🏻


Shameless Plug: mein komplettes System zum Aufsetzen und Nutzen einer Content-Marketing-Strategie gibt es als Onlinekurs hier (450€ netto, sofort verfügbar) und als Gruppencoachingprogramm im Herbst (Warteliste hier)).


See ya on LinkedIn. Maybe. Kato ✌🏻

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