Unpopular Opinion: Warum ich mit meinen Kund:innen auf die Konkurrenzanalyse verzichte

Nov 13, 2024 7:11 am

Hallo ,


es gibt da eine Sache, die ich anders mache als viele andere mit meinem Job: eine Konkurrenzanalyse gehört nicht zu meinem Prozess.


In der Zusammenarbeit mit meinen Kund:innen (aktuell in Sprint-Runde 4) schreiben wir deren persönliches Microcontent Playbook, also ihre Contentstrategie mit Microcontent im Fokus.


Den Content ihrer Konkurrenz zu analysieren skippen wir dabei. Ich weiß, dass das eine unpopular opinion ist: viele Marketingberater:innen legen großen Wert darauf, die Mitbewerber genau unter die Lupe zu nehmen. Sie analysieren Online-Auftritte, identifizieren Stärken und Schwächen („SWOT-Analys“ und Co) und integrieren diese Erkenntnisse in ihre eigene Strategie.


Lasst mich euch erklären, warum das nicht Teil des Playbooks ist.



Hilfreiche Insights… oder Ablenkung?

Erstens glaube ich, dass eine Konkurrenzanalyse ablenken kann. Sie ist zeitaufwendig und birgt die Gefahr, negative Gefühle wie Selbstzweifel oder das Impostor-Syndrom hervorzurufen. Man vergleicht sich unweigerlich mit anderen, das ist ganz Normal. Wer also stundenlang die selbstbeweihräuchernden Verkaufstexte der Konkurrenz gelesen hat, zweifelt schneller an den eigenen Fähigkeiten. Im schlimmsten Fall lässt man sich davon entmutigen und wirft eigene Content-Pläne über den Haufen.


Wie viel sagt uns die Konkurrenzanalyse wirklich?

Zweitens sehen wir von außen nur das halbe Bild. Öffentlich sichtbare Zahlen wie die Anzahl der Follower oder Likes werden auch gern als „Vanity Metrics“ bezeichnet. Ja, es ist beeindruckend, wenn eine Freelancerin, die wir als Konkurrenz einstufen, doppelt so viele LinkedIn-Kontakte hat wie wir. Aber bekommt sie auch doppelt so viele Anfragen? Läuft ihr Geschäft gut? Funktioniert ihre Strategie?


Konzentration auf die Einzigartigkeit

Wir alle wollen unseren „Unique Selling Point“ hervorheben, damit wir die passenden Kund:innen anziehen. Meiner Meinung nach ist es dafür einfacher, die Scheuklappen aufzusetzen und sich auf sich selbst zu besinnen, als auf die Konkurrenz zu schauen und davon ausgehend Lücken besetzen zu wollen.


Je mehr wir bei anderen schauen, desto größer ist die Gefahr, dass wir uns unterbewusst (!) beeinflussen und verwässern lassen. Zum Beispiel: Wenn du es viel lieber magst, mit Kund:innen von Anfang an per „Du“ zu sein, aber während der Analyse der Konkurrenzwebsites siehst, dass alle anderen Siezen – schaffst du es, beim Du zu bleiben, oder wirst du womöglich aus Angst davor, in der Branche als unprofessionell zu gelten, deine Website auf „Sie“ umtexten?


Eigene Themen und Botschaften in den Vordergrund stellen

Deshalb überspringen wir diesen Schritt in meinem Prozess. Stattdessen ermutige ich meine Kund:innen, sich auf ihre eigenen Stärken und Erfahrungen, Themen und Botschaften, Werte und Leuchtturm-Aussagen zu konzentrieren. So heben sie automatisch hervor, was sie besonders macht – ganz ohne Umwege über die Konkurrenz.


Wann Konkurrenzanalysen (doch) Sinn machen

Ich sage nicht, dass man niemals einen Blick auf die Konkurrenz werfen sollte. Es gibt durchaus Gelegenheiten, wo dies sinnvoll sein kann, etwa wenn man immer wieder hört, dass Kund:innen zuerst andere Anbieter ausprobiert haben. In solchen Fällen lohnt es sich herauszufinden, warum sie sich immer zuerst für die Konkurrenz entschieden haben und warum sie dann letztenendlich mit deren Dienstleistung oder Produkt nicht zufrieden waren.


tl;dr: Im Allgemeinen bin ich überzeugt, dass ein zu großer Fokus auf die Konkurrenz mehr schadet als nützt. Deshalb spielt dieser Aspekt in meinem normalen Prozess keine Rolle.


Mal gucken, wie viele Content-Leute mir jetzt widersprechen 🤭


Bis bald, Kato ✌🏻



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