Verlangen nach Valentine!

Mar 23, 2023 8:01 am

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Hallo ihr Lieben!

Verlangen nach Valentine ist jetzt erhältlich:

Herzliche Grüße, 

eure Violet.

Neue Release!

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Kapitel Eins

Tasha



Morgens ist eindeutig meine Lieblingszeit des Tages. Dann stehe ich immer allein in der Küche - mit all meinen Zutaten! Ich bereite sie schon am Vorabend vor, so dass ich sie nur noch hervorholen und in die Reihenfolge bringen muss, in der ich sie verwenden werde.

4 Uhr morgens schließe ich die Tür von Valentine’s Kitchen auf, so wie ich es jeden Morgen, außer sonntags, mache. Da ich in der Wohnung über der Bäckerei wohne, habe ich es nicht weit zur Arbeit. Die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen, und die Straßen sind so friedlich. Es sind keine Menschen unterwegs, was mir ganz recht ist, denn ich werde später, wenn die Türen geöffnet werden, jede Menge Kunden haben, um die ich mich kümmern muss. 

Als ich den Laden betrete, atme ich ganz tief ein. In der Backstube riecht es noch immer köstlich nach den vielen Backwaren von gestern und dieser Duft ist so beruhigend! Ich verfalle automatisch in meine morgendliche Routine und beginne mit der Zubereitung meines Kaffees. Ich habe eine spezielle Mischung, die ich nur für mich zubereite. Die Bohnen stehen im Kühlschrank und ich genieße das Geräusch, wenn sie gemahlen werden. Der Duft, den sie freisetzen, ist einfach himmlisch.

Es gibt viele Geräusche und Gerüche, die ich nicht ausstehen kann, aber das Geräusch und der Geruch von gemahlenen Kaffeebohnen gehören nicht dazu.

Während der Kaffee brüht, richte ich meine Arbeitsumgebung so her, wie ich sie mag.

Ich weiß, dass ich später nach Hause gehen und meine Arbeit für den Tag anders legen könnte. Dann müsste ich nicht so früh ins Bett gehen. Aber morgens ganz allein in meiner Küche zu sein, die Dinge auf meine Art zu erledigen und mir keine Sorgen zu machen, dass jemand etwas wegräumt, wenn ich nicht hinschaue, ist für mich der Himmel auf Erden. 

Sobald der Kaffee fertig gebrüht ist und alle Zutaten für das Backen auf der Arbeitsplatte liegen, geht die Sonne auch schon auf.

Ich mag es, dass noch keine Autos auf den Straßen unterwegs sind. Das einzige Geräusch, das hereindringt, sind die Vögel, die aufwachen und zwitschern. Ich stehe an der Hintertür und lasse mir die kühle Brise um die Nase wehen, während ich mit den Vögeln rede.

„Guten Morgen, ihr kleinen Zwitscherer”, sage ich und beobachte, wie sie im Sturzflug landen, mit den Flügeln schlagen und mit dem Kopf wackeln, während sie an den Kuchenkrümeln picken, die ich auf den Boden geworfen habe.

Seit meiner Kindheit nenne ich die Vögel Zwitscherer. Meine Mutter erzählt immer gerne die Geschichte, wie ich auf der Couch vor dem Fenster kniete und in meiner Babysprache plapperte. Das Einzige, was sie verstehen konnte, war das Wort „Zwitscher”. Ich bin mir nicht sicher, woher ich das hatte. Selbst jetzt, als Erwachsene, schaffe ich es nicht, sie Vögel zu nennen, wie jeder andere Erwachsene auf der Welt. Ich habe aufgehört, es zu versuchen. Solange ich weiß, was ich meine, ist es doch egal, oder?

„Ich mache heute ein paar Marmeladentörtchen und natürlich frisches Brot. Und was macht ihr so? Nester bauen? Ich bringe später noch ein paar Leckereien mit!”

Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass es seltsam sein könnte, mit Vögeln zu reden. Ich weiß, dass die Leute das denken könnten, aber ich habe keine Lust mehr, „normal” zu sein - was auch immer das bedeutet. 

Zurück im Gebäude sehe ich, wie meine Mitarbeiterin Alexa eintrifft. Ich habe Glück, dass ich nicht mehr als eine Mitarbeiterin brauche, denn ich komme mit zu vielen Leuten um mich herum nicht klar. 

Alexa öffnet die Bäckerei für den Tag und bedient die Kunden draußen, während ich mich hinten in der Küche in das Backen vertiefe. 

Während ich arbeite, wird meine Konzentration für einen kurzen Moment unterbrochen. Ein männliches Gesicht dringt in meine Gedanken ein und ich schüttle den Kopf, um es wieder loszuwerden. Ich mag es nicht, wenn man mich beim Backen unterbricht - selbst wenn es meine Gedanken an einen ganz bestimmten gut aussehenden Mann mit strahlend blauen Augen sind. Ein Mann, der jeden Tag hierher kommt.

„Tasha, kann ich heute früher gehen?” fragt Alexa, die immer ein paar Stunden später anfängt, während ich den Teig für die Muffins anrühre.

Mit ihren achtzehn Jahren ist Alexa manchmal unberechenbar und impulsiv. Obwohl ich das nicht auf ihr Alter schieben sollte. Unberechenbarkeit und Impulsivität sind für mich Fremdwörter. Mein Leben ist von Struktur und Routine geprägt.

Der Gedanke, unseren Tagesablauf zu unterbrechen, macht mich nervös. „Ist das notwendig?”

„Es tut mir leid, aber ja, das ist es. Ich habe seit Tagen furchtbare Zahnschmerzen und nehme eine ganze Menge Schmerzmittel, aber sie helfen nicht. Der Zahnarzt hat gerade angerufen und gesagt, dass ein anderer Termin abgesagt wurde”, erklärt Alexa beinahe flehend. „Ich habe gesagt, ich nehme ihn. Ich muss um 14 Uhr dort sein!”

Ich atme tief durch und erinnere mich wieder daran, dass das eigentlich keine große Sache ist. Nach dieser Zeit ist es normalerweise ruhig und ich kann mich leicht selbst um alles kümmern. Ich muss nur bis 16 Uhr auf mich aufpassen, bis Lisa eintrifft.

Ich nicke mit dem Kopf. „Ich verstehe. Natürlich solltest du hingehen.”

„Danke, Tasha”, antwortet Alexa dankbar. 

„Kein Problem.” 

Alexa kehrt an den Tresen zurück und ich mache eine Pause, um meine beste Freundin Belle anzurufen. Sie und ich haben zusammen in der Kochschule von Molly Black in Medicine Bow gelernt. Ihre Ausbildung wurde durch den Tod ihrer Mutter unterbrochen und ihre Großmutter kam, um sie zurück nach Jasper und auf die Ranch zu bringen, auf der sie aufgewachsen ist. Ich muss mich bei ihr melden und herausfinden, wie es ihr geht.

„Hey, Tash”, begrüßt mich Belle nach dem zweiten Klingeln.

„Wie geht es dir?” frage ich sofort.

„Ach, du weißt schon...”, sagt Belle seufzend. „Eigentlich weißt du es nicht, oder?”, fragt sie, obwohl die Frage ja eh rhetorischer Natur war. 

Belle versteht mich besser als jeder andere Mensch, außer meinen Eltern. Sie hat mir nie das Gefühl gegeben, dass ich mich unwohl fühlen sollte und hat mich nie anders behandelt, als andere. 

„Tja...”, fährt sie fort. „Ich habe gerade meine Mutter verloren, Oma stirbt an Krebs und vor einem Monat habe ich einen Mann geheiratet, in den ich seit Jahren verliebt bin, um die Ranch und mein Erbe zu schützen. Also, ja, ich denke, man kann es überfordert nennen”, meint sie trocken.

Ich kenne das Gefühl, überfordert zu sein, auch wenn es bei mir eher die körperlichen Symptome sind. „Tut mir leid, wie ätzend. Soll ich dir ein paar von meinen Schoko-Cupcakes einpacken und vorbeischicken?”, frage ich und überlege mir, wie ich sie aufmuntern kann.

„Das wäre toll. Du weißt, wie sehr ich deine Leckereien liebe!”

„Ganz besonders meine Croissants und Pain au Chocolat! Ich werde welche nur für dich machen”, verspreche ich.

„Was würde ich nur ohne dich tun?”

„Auf jeden Fall ohne Cupcakes, Croissants oder Pain au Chocolat auskommen müssen.”

Belles leises Lachen ermuntert mich. „Stimmt. Wie läuft es denn so in Garland? Zieht Valentine’s Kitchen immer noch die Kunden magisch an?”

Belle und ich unterhalten uns noch ein paar Minuten, bevor ich wieder an die Arbeit muss. Es tut immer gut, die Stimme meiner Freundin zu hören, und wir versprechen uns, in ein paar Tagen wieder zu quatschen.

Die nächsten paar Stunden vergehen wie im Flug und ehe ich mich versehe, ist Alexa auf dem Weg zu ihrem Zahnarzttermin. Kurz nachdem sie gegangen ist, klingelt es an der Tür und ich schaue mit meinem professionellen Lächeln auf. 

Er ist es. Link Thompson!

Stahlblaue Augen, eine kräftige Nase, hohe Wangenknochen und ein Körper, bei dem ich weiche Knie bekomme. Ich hasse es, wenn er reinkommt und mir so ein hilfloses Gefühl verleiht. So vollkommen außerhalb jeder Selbstkontrolle. Aber gleichzeitig liebe ich es auch irgendwie.

„Guten Morgen, Tasha!”

Seine tiefe Stimme lässt mein Herz tanzen! Ich könnte ihm den ganzen Tag beim Reden zuhören. Wenn er nur so lange mit mir reden würde...

„Guten Morgen, Link.” Ich schenke ihm das, was ich für ein richtiges, authentisches Lächeln halte. „Was kann ich dir heute bringen?”

„Nun, das kommt darauf an”, sagt er und seine blauen Augen funkeln dabei. „Was bietest du mir an?”

„Ich habe heute Morgen ein paar Marmeladentörtchen gemacht. Es gibt Himbeer-, Erdbeer- und Heidelbeere zur Auswahl”, antworte ich und zeige auf die Torten in der Vitrine. 

„Hört sich gut an. Ich bin sicher, die Jungs in der Werkstatt werden drauf abfahren. Kann ich ein halbes Dutzend bekommen? Zwei jeweils?”

Und so mache ich mich daran, sie in eine Schachtel zu packen.

„Und drei Tassen von dem tollen Kaffee, den du immer machst.”

„Einer schwarz, die anderen beiden mit Sahne und Zucker, richtig?” 

Link schüttelt den Kopf und lacht. 

Stirnrunzelnd frage ich: „Habe ich etwas Lustiges gesagt?”

„Du hast das beste Gedächtnis von allen Leuten, die ich je getroffen habe“, sagt er mit großer Anerkennung in seinen blauen Augen.

Ich bin wirklich nicht eitel, aber ich weiß, dass das andere Geschlecht mich körperlich attraktiv findet. Ich bin nicht schön, aber mein langes schwarzes Haar und meine vielen Rundungen scheinen den Männern zu gefallen - nicht, dass ich das Angebot eines Dates mit einem der Männer, die mich gefragt haben, seit ich hierher gezogen bin, wahrgenommen hätte. Denen gefällt vielleicht die Verpackung, aber sie haben keine Ahnung, wie sie mit der Frau unter der anziehenden Verpackung umgehen sollen.

„Ich bin einfach gut mit Details”, antworte ich schließlich auf Links Kommentar. „Ich weiß, dass der schwarze Kaffee für dich ist. Ich erinnere mich, dass du mir gesagt hast, du magst es nicht, deinen Kaffee mit Sahne und Zucker zu verpanschen. Und die anderen beiden sind für Brett und Jim, die kein Problem damit haben, eine gute Tasse Kaffee so zu zerstören”, rümpfe ich angewidert die Nase. 

„Ich weiß, übel, nicht wahr?” Link stimmt mir mit einem neckischen Lächeln zu. „Ich drohe immer wieder damit, die Kaffeepolizei auf sie anzusetzen!”

Während ich Link ansehe, neige ich verwirrt den Kopf. „Das gibt's wirklich?”

Link zieht daraufhin seine blonden Augenbrauen hoch. „Die Kaffeepolizei? Nein, aber die sollte es geben”, antwortet er mit einem Zwinkern, das mir Schmetterlinge im Bauch beschert.

Ich stelle die Kaffees in eine Pappe und reiche sie ihm zusammen mit der Schachtel Leckereien, bevor ich ihm die Summe nenne.

Vorsichtig zählt Link das genaue Wechselgeld ab. Er hat immer genaues Wechselgeld. Das weiß ich wirklich zu schätzen. Die meisten Leute benutzen heutzutage Kartenzahlung, aber Link scheint immer Bargeld dabei zu haben. 

„Danke, Link!”

Er verweilt einen Moment und ich frage mich, ob er  wohl etwas vergessen hat. Oder vielleicht habe ich das? Was habe ich bloß vergessen?

„Gehst du dieses Wochenende zum Angeln?”, fragt er.

Ich kann mir ein Grinsen kaum verkneifen. „Nein, ich fische nicht.”

Link lacht laut auf. „Nein. Du kommst mir auch nicht wie jemand vor, der angelt.”

Ich frage mich, was das bedeutet, aber ich weiß nicht, wie ich fragen soll. Alle hier angeln und scheinen zu denken, dass es ihnen Spaß macht. Ich verstehe das nicht. Die armen Fische tun mir leid. Sie werden an den Haken gelockt und dann zurück in den See geworfen, als ob sie ihr Leben weiterleben könnten, nachdem sie so behandelt wurden. Das muss so traumatisch sein.

„Was machst du so zum Spaß, Tasha?”

Ich frage mich, warum er mir diese Fragen stellt, aber ich antworte trotzdem. „Ich backe.”

„Das ist dein Job. Was tust du, wenn du nicht backst?”

Ich verstehe die Frage nicht. Backen macht doch Spaß! „Ich, ähm, ich esse, was ich backe. Oder ich verkaufe es. Manchmal bringe ich auch was ins Obdachlosenheim, weil ich weiß, dass sie nicht oft etwas Süßes bekommen. Ich mag es, wenn den Leuten schmeckt, was ich zubereite.”

Link mustert mich jetzt besonders nachdenklich. „Das ist sehr großzügig von dir. Isst du auch andere Sachen als deine Backwaren?”

So eine dumme Frage! „Natürlich.”

„Hast du Lust, mal was anderes als deine Backwaren mit mir zu essen? Zusammen?”, fragt er.

Seine Gesellschaft wäre schön. Denke ich... Normalerweise esse ich zu Hause mit meiner Katze George alles, was einfach und schnell geht.

Ich nicke ihm zu. „Klar.”

„Super.”

Das Lächeln auf seinem Gesicht zeigt mir, dass ich die richtige Antwort gegeben habe, und das wiederum lässt die Funken in mir sprühen. Ich habe ihn glücklich gemacht! Das verleiht mir ein unglaublich tolles Gefühl. Ein Gefühl, das ich nicht allzu gut kenne. 

„Wie wäre es mit heute Abend?”

Heute Abend? Ich gerate sofort in Panik. Meine Lieblingssendung läuft um 21 Uhr. Das ist später als meine übliche Schlafenszeit, aber samstags komme ich ja etwas später nach Hause, damit ich bis 22 Uhr aufbleiben kann. Werde ich wieder rechtzeitig zu Hause sein, um meine Sendung zu sehen?

„Ich denke, das könnte ich. Ich muss aber um neun zu Hause sein. Du weißt doch, dass ich in der Wohnung über der Bäckerei wohne, oder?”, frage ich und zeige mit dem Finger in Richtung die Decke.

Er grinst. „Glaub mir, das weiß ich!”

Plötzlich streckt Link die Hand aus und berührt mich, woraufhin ich meine instinktiv zurückziehe. Diese unerwartete Berührung überrascht mich komplett und die Wärme seiner Haut lässt meinen Herzschlag seltsam beschleunigen.

Link runzelt die Stirn. „Ich bin sicher, dass ich dich bis dahin nach Hause bringen kann, aber nur, wenn du sicher bist, dass du auch mit mir essen willst.”

„Ja”, versichere ich und beruhige ihn - und mich selbst. 

Ich will wirklich mit Link essen. Ich glaube nicht, dass er das als Date betrachtet, aber es wäre schön, ihn als Freund zu haben...


Verlangen nach Valentine





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