🪲 Fühler ausstrecken im Februar
Feb 09, 2025 2:14 am
Hallo,
und willkommen in meinem Newsletter! Freut mich riesig, dass du den Weg hierher gefunden hast. Ich hab mir vorgenommen, auf diesem Weg einmal im Monat von meinen Recherchen zu berichten, aber auch generell von Naturgeschichten zu schreiben, die mir begegnet sind. Und von Büchern.
Tatsächlich könnte ich mir gerade schon wieder ein kleines Fort aus Büchern bauen – einerseits, weil ich seit mittlerweile einem Jahr für das Magazin P.M. Sachbücher rezensiere, und andererseits, weil ich mitten in der Recherche für mein drittes Buch stecke.
Darin geht es um Insekten, ihr Verhalten und Denken. In deren winzigen Köpfchen und Körpern passiert nämlich ziemlich viel mehr, als man gemeinhin annimmt: Taufliegen spielen zum Beispiel, Erdhummeln können Werkzeuge benutzen und Blattkäfer haben eigene Persönlichkeiten. Ich bin selbst immer wieder überrascht, was man da in der Forschung seit einigen Jahren feststellt. Die nächsten Monate werde ich sicherlich immer mal wieder darauf zurückkommen.
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Apropos Insekten und Überraschungen (zumindest für mich): Wusstest du eigentlich, dass es Insekten gibt, die nur im Winter aktiv sind? Das ist mir neulich bei einer Recherche für einen Artikel begegnet. Zum Beispiel hüpft bei uns im Winter der Schneefloh durch die Wälder, der eigentlich gar kein Floh ist und auch keinen Schnee braucht, sondern nur ein paar Grad über Null. Der Schneefloh zählt zu den Schnabelfliegen, und exakt so wie das klingt sieht er auch aus.
Ich war darüber deshalb so verblüfft, weil die Winterzeit ja nun wirklich keine Insektenzeit ist. Mir begegnen dann höchstens Marienkäfer, die sich in die Spalten der Fensterläden gedrängt haben und von dort herauspurzeln, wenn ich Lüften will. Manche Schmetterlinge ziehen wie Zugvögel in den Süden, Admiral oder Distelfalter zum Beispiel.
Und manche Insekten überwintern gar nicht, weil sie schon vorher gestorben sind, Libellen zum Beispiel. Alles, was von ihnen bleibt, sind die Eier, die sie noch im Herbst gelegt haben: ihre Nachkommen, denen sie nie begegnen. Und die, einmal geschlüpft, trotzdem wissen, was sie als Larve und später als Libelle zu tun haben. Das finde ich ja besonders verrückt.
Meine Empfehlungen in diesem Monat
📚 Ruth Grützbauch: Sternenjahr auf unsichtbar
In zwölf Kapiteln erzählt die Autorin und Astronomin von Himmelsphänomenen, die wirklich spektakulär sind, allerdings zumindest für normale Menschen leider unsichtbar. Perfekte Lektüre also, wenn mal wieder ein Komet hinter dem wolkenverhangenen Himmel vorbeizieht oder wenn man einfach nur so ins Dunkel starren will. Außerdem hat mir der trockene Humor sehr gefallen, zum Beispiel an dieser Stelle, an die ich immer mal wieder denke:
Sterne sind Drama Queens. Sie gehen mit einem großen Knall. (…) Doch vielleicht ist das nicht immer so. Es gibt die Theorie der sogenannten „failed Supernova“, der gescheiterten Sternenexplosion. Irgendwie ein beruhigender Gedanke – dass sogar das energiegeladenste Ereignis des Universums in die Hose gehen kann.
📚 Thorsten Glotzmann: Herr G. hat Angst
Als meine Redakteurin sagte „Guck dir das mal an, ist super!“, war ich erst zögerlich. Aber sie hatte völlig Recht! Herr G. Ist natürlich Herr Glotzmann, und der schreibt hier über sich selbst komplett in der Außensicht. Wie er sich verhält, wie irrational das ist und wie merkwürdig, dass ihn die Angst trotzdem im Griff hat. Herr G. geht zum Psychologen, zum Philosophen und zum Neurologen, er meditiert und Thorsten Glotzmann schreibt davon unterhaltsam, aber nicht albern, und berührend, aber nicht rührig.
🎥 Konklave
Der Papst ist tot, Ralph Fiennes bittet zur Konklave. Aber irgendwas stimmt nicht… und alles weitere wäre schon zu viel verraten. Nur so viel noch: Es geht um Macht und um Männer, die bereit sind, jeden Preis dafür zu zahlen, was angesichts der aktuellen Ereignisse in der echten Welt diesen Film umso sehenswerter macht. Langsam erzählt, aber absolut spannend, meisterhaft fotografiert, minimalistischer Soundtrack. Gönnt euch diesen Film. Ich bin auch Wochen später noch hin und weg!
🎥 Emilia Pérez
Diese Story ist dafür umso komplexer: Ein mexikanischer Drogenboss, der sich schon immer als Frau gefühlt hat, will aussteigen. Seine Anwältin organisiert den Neuanfang. Jahre später will Emilia Pérez, die nun endlich im richtigen Körper lebt, wieder mit ihrer Familie zusammengeführt werden. Und sie wagt auch beruflich einen Neuanfang, wird zu einer gesellschaftlichen Ikone. Was allein schon abgefahren klingt, wird umso abgefahrener, weil das ganze als Musical erzählt ist. Und was für eins! Ganz grandios.
Außerdem hab ich zusammen mit Ingo wieder eine Folge unseres Podcasts "Optisch Definiert" aufgenommen. Diesmal war Ika Sperling bei uns zu Gast. Ihr Debüt "Der große Reset" hat (zu Recht) viel Aufmerksamkeit erfahren und auch mich als Wissenschaftsjournalistin sehr berührt: Ika erzählt darin von einem bzw. ihrem Vater, der Verschwörungstheorien erliegt und für die Familie immer unerreichbarer wird. Hier (und in deiner Podcast-App) geht es zur Folge.
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Wie es aussieht, wird es in diesem Frühjahr in Berlin eine Veranstaltung mit mir geben: Voraussichtlich im März lese ich in einem BaumSalon der Initiative Baumentscheid in Berlin aus meinem Buch "Botschafter des Lebens. Was Bäume in Städten erzählen". Noch gibt es kein konkretes Datum. Schreib mir, wenn ich es dir mitteilen soll, sobald es feststeht!
Und ich moderiere in den kommenden Wochen zwei Webinare der Heinz Sielmann Stiftung: Am 20.2. geht es um "Naturnahe Maßnahmen für Garten oder Balkon im Frühling" (bin selbst sehr gespannt! Infos und Anmeldung) und am 27.2. um den "Lebensraum Grünes Band: Die Wildkatze" (Infos und Anmeldung). Start ist jeweils 18 Uhr, die Teilnahme ist kostenlos.
Das war es von mir für dieses Mal! Wir lesen uns im März wieder. Vielleicht hast du ja Glück und dir begegnet bis dahin ein Schneefloh! Dann mach mal ein Foto. Und schick es mir!
Winterliche Grüße und alles Gute
Caro
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