untitled-Newsletter 03

May 01, 2024 9:57 am

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Hallo wehrte Leserschaft,


willkommen zur dritten Ausgabe meines untitled-Newsletters! Der April ist – wie erwartet – an mir vorbeigeflogen und nun, nach dem unsere Messe nun hinter mir liegt, ist es an der Zeit, die Fäden wieder aufzunehmen. Trotz der Mehrarbeit, die so eine Messe in der Vorbereitung mit sich bringt, habe ich es geschafft ein Zine fertigzustellen und meinem Blog einem puristisch Redesign zu unterziehen – es ist noch nicht fertig, aber es geht deutlich mehr in die Richtung, in der ich es gerne hätte. Dafür fällt die Auswahl an gesammelten Fragmenten dieses Mal etwas kleiner aus:


Fragmente

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Letzte Woche habe ich mein 5. untitled-Zine fertiggestellt – wer Interesse daran hat: Antworte einfach auf diese E-Mail!


Mit dem Zine untitled01 für die erste Zine-Tausch-Aktion von Jenni aka. @zines.cool fing vor ungefähr einem Jahr das an, was nun u. a. zu diesem Newsletter führte – über diesen Impuls freue ich mich sehr, danke dafür!

Und kaum bin ich mit dem Zine fertig, da kündigt Jenni über @zinetausch.cool direkt die fünfte Zine-Tausch-Aktion an: Erstelle ein Zine zu einem Thema deiner Wahl und schicke drei Exemplare mit einem frankiertem Rückumschlag bis zum 31.05. an Jenni und du erhältst Mitte Juni drei verschiedene Zines zurück! Alle Details bei Instagram. Wer Lust und ein bisschen Zeit dafür hat, dem kann ich diese Tauschaktion nur wärmstens empfehlen! Sie ist immer wieder spannend und inspirierend!


PS: Mit dem Redesign meines Blogs habe ich auch meinen Zines und dem Newsletter dort ein virtuelles Zuhause gegeben: arne.xyz/untitled


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Auf Threads flog mir von Present & Correct ein ganz wunderbares Fundstück vorbei: Ein »Architectonisches Alphabet bestehend aus dreißig Rissen« von Johann David Steingruber aus dem Jahre 1773. Der Titel ist wörtlich zu nehmen: 30 Gebäude-Grundrisse in Form von Buchstaben im Barock-/Klassizistischem-Stil, samt Ansichten, die mir die Idee von Gebäude in Buchstaben-Form deutlich weniger grotesk erscheinen lässt. Einem Anwesen in A-Form würde ich durchaus nicht entsagen, während ein D oder O schon an ein Panoptikum erinnern …


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Im letzten Newsletter hatte ich bereits von den Aktionen von »Queering The City« zur feministischen Architektur berichtet und möchte es nun, nach den Stadtspaziergängen vor gut eineinhalb Wochen, wieder aufgreifen: Mit dem Projekt machen die beiden Public-Interest-Design-Studierenden Anna und Kira aufmerksam auf heteronormative und patriarchale Stadtgestaltung – und setzten damit wichtige Impulse für eine (geschlechter-)gerechte Stadt.


Der Stadtspaziergang durch Wuppertal-Elberfeld war wirklich spannend und zeigte einmal mehr und konkret, wie gebaute Strukturen mentale Strukturen verfestigen – oder kurz, wie es die Bundesstiftung Baukultur sich zum Motto gemacht hat: »Menschen prägen Räume / Räume prägen Menschen«.


Leider musste ich vor Ende des Spaziergangs weg, aber zum Glück können alle Stationen online im digitalen Stadtspaziergang nachgehört werden! Insgesamt finde ich die digitale Aufbereitung der Aktionen und die Verfügbarkeit der Ressourcen großartig und für jedes (Uni-)Projekt vorbildhaft!


Die beiden ließen durchblicken, dass es im August in den Wuppertaler Wochen der Vielfalt eine Wiederholung der Spaziergänge geben könnte. Alle Updates zu ihren Aktionen gibt es bei Instagram.


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Kennst du das Programm xz bzw. xz Utils? Nein? OK, ich behaupte auch, dass muss man nicht kennen, aber dennoch ist es auf so gut wie jedem modernen Gerät installiert – von Smartphones bis Servern. Anfang des Monats machte dann die Nachricht die Runde, dass gerade noch so eine Attacke auf xz Utils verhindert werden konnte, die dafür gesorgt hätte, dass mit einer Hintertür Millionen von Geräten, insbesondere Server, potentiell hackbar geworden wären. Das ganze war eine sogenannte ›Supply Chain Attack‹ durch ausgefeiltes und beharrliches ›Social Engineering‹, also dem Erschleichen von Vertrauen. Der Code für die Hintertür stand kurz vor der offiziellen Veröffentlichung in xz Utils und wurde nur zufällig entdeckt, weil diese Hintertür den Computer eines Entwicklers eine halbe Sekunde langsamer machte. Es ist, wie in diesem XKCD-Comic: Ein kleines, aber essentielles Stück Software, dass quasi überall drin ist – und damit auch quasi alles angreifbar macht –, wird ehrenamtlich von Menschen gepflegt; und viele große Programme und Services bauen darauf auf und vertrauen darauf, dass es sicher ist; aber, wie es oft beim Ehrenamt ist: Die Ressourcen sind knapp und die Projekte leben vom Idealismus. Und gerade das macht sie anfällig für solche Art von Cyber-Attacken.


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Mitte des Monats las ich Friedrich Nietzsches »Ecce homo: Wie man wird, was man ist« zu Ende. Abschließend bin ich mir immer noch nicht sicher, wie ich seine autobiographisch-philosophische Schrift einordnen soll. Das Nachwort von Volker Gehardt versucht sich an einer Einordnung, aber mir fehlt zum einen ein genaueres Verständnis noch Nietzsches Œuvre und zum anderen Hinweise zur Text-Genese, also: Woher stammt dieser Text, der erst nach seinem Tod veröffentlicht wurde? Welche Eingriffe wurden am Text vorgenommen? Hat Friedrich Nietzsche die Kapitel-Überschriften, wie »Warum ich so weise bin?« oder »Warum ich ein Schicksal bin?«, selbst gewählt?

Nicht, dass mich solche Überschriften nach der Lektüre überraschen würde, die Kapitel schreien von Selbstüberzeugung und -überschätzung – wobei … seinen Platz in der Geschichte der Philosophie ist gesichert und damit hat er sicherlich recht behalten, wenn auch vielleicht nicht ganz so, wie er es sich erhofft hat.


Dennoch bin ich gerade bei der Text-Genese von Nietzsche vorsichtig, wurde doch gerade mit Nietzsches Werk in der Vergangenheit übles Spiel getrieben: Seine Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche war glühende Nationalsozialistin und hat für Adolf Hitler aus dem Nachlass ihres Bruders das Werk »Wille zur Macht« zusammengeschustert. Die Idee des ›Willen zur Macht‹ ist Nietzsches Ansatz für seine Lebensphilosophie und er plante ein Buch dazu, dass er jedoch nie zu Ende schrieb und deren Texte in verschiedenen anderen Werken aufging. Das hielt Nietzsches Schwester jedoch nicht davon ab, ein Buch unter diesem Titel herzustellen, dass den Nazis eine philosophische Rechtfertigung ihrer Politik geben sollte. Und, ja, Fragmente aus den Texten von Nietzsche, klingen, wenn sie aus dem Kontext gerissen werden, wirklich hart und gefährlich.


Nach der Lektüre von »Ecce homo« fällt es mir aber schwer mir vorzustellen, dass Friedrich Nietzsche ein Nationalist gewesen sein soll – besonders kein Deutscher. Die Kapitel sind voll von Polemiken gegen ›das Deutsche‹, das Kleinbürgerliche, das Piefige, gegen Deutsche Autoren, Philosophen und Musiker. Er sieht sich sogar, obwohl er in Sachsen-Anhalt geboren wurde, als Pole.


Insgesamt ist es ein Buch, das für mich einige Lücken geschlossen, aber noch mehr Fragen aufgeworfen hat. Bei Zeiten werde ich das vielleicht vertiefen und nochmal meinen »Also sprach Zarathustra« zur Handnehmen. In der Zwischenzeit würde ich aber immer aufs Nietzschemon sezten.


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Anfang nächsten Monats, am 09. Juni, ist ja Europawahl. Bei DIE DA OBEN! gibt es ein Interview mit Nico Semsrott, der 2019 mit der Partei Die PARTEI ins EU-Parlament kam. Im Interview legt er die Finger in die Wunden der EU, gibt aber auch Ansätze, wie die EU reformiert werden sollte.


Und deshalb an dieser Stelle mein Appell, auch wenn das System nicht gut und das EU-Parlament abstrakt ist: Wählt! Geht wählen oder bestellt Briefwahl und wählt mir wegen ungültig, wenn euch nichts zusagt – aber wählt und lasst die Rechtsextremen (und die, die mit ihnen anbandeln) nicht gewinnen!


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Zum Schluss noch zwei leichte Dinge:



Musik zum Ausgang

Wo wir bei Nietzsche waren: Nietzsche war lange Zeit mit Richard Wagner befreundet, bis es schließlich zum Bruch der beiden kam. Im Gegensatz zu Friedrich Nietzsche kann man aber gesichert sagen, dass der geschätzte Richard Wagner ein Antisemit und Rassist war. Passend dazu hat Chilly Gonzales einen Song veröffentlicht: F*CK WAGNER (YouTube, Spotify). Und der landet somit auch auf der Spotify-Playlist zum Newsletter.


Nachwort

Wow … die dritte Ausgabe schon! Und ich bin immer noch dabei in Form und Umfang das richtige Maß zu finden. Wie hat dir diese Ausgabe gefallen? Worüber würdest du gerne mehr lesen? Wovon weniger? Oder hast du im letzten Monat etwas spannendes gelesen oder gesehen? Lass’ es mich gerne wissen und antworte einfach auf diese Mail!


Beste Grüße

Arne

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