Nach einer etwas längeren Pause melde ich mich mal wieder bei dir und quatsche dich ein bisschen voll (mit einem "etwas" längeren Newsletter).

Falls du hier neu bist, weißt du es vielleicht noch nicht, aber ich habe neben meinem Aaliyah-Job (halbtags) noch meinen anderen Schreibjob (ebenfalls halbtags). Über den anderen Schreibjob, bei dem ich mich neuerdings den lieben langen (bzw. halben) Tag mit künstlicher "Intelligenz" herumschlagen muss (ich habe "Intelligenz" bewusst in Anführungsstriche gesetzt) berichte ich dir ein andermal.

Heute soll es um meinen kreativen Schreibjob gehen - also die Zeit, in der meine Geschichten entstehen. Und genauer geht es um exakt diese Kreativität, die es dafür braucht, und mit der ich offenbar reichlich gesegnet bin.

In den letzten Monaten habe ich mich (neben dem Schreiben) intensiv mit dem Thema "Hocheffizienz" beschäftigt, zu der auch die "Hochkreativität" zählt. Und was ich dabei (endlich) verstanden habe, war eine echte Offenbarung. Aber fangen wir mal von vorn an:

Etwa 20 Prozent der Menschen (ich kann das nicht ganz glauben und denke, es sind in Wahrheit mehr - Dunkelziffer und so), also vielleicht auch du, verfügen - wie mein Prota Johnny in "Rockstar Daddy" - über eine dominante rechte Gehirnhälfte. Das bedeutet, deren Gehirn funktioniert anders als das der restlichen 80 %. Ich erspare dir hirnphysiologische Details, aber diese Rechtsdominanz bewirkt eine sog. "mentale Hocheffizienz". Kurz gesagt: Diese Menschen können nicht aufhören zu denken. Ein Gedanke führt zu zehn weiteren, die dann wieder zu zehn weiteren führen, und das alles in rasender Geschwindigkeit, sodass das Gedankenkarussell nie aufhört, sich zu drehen.

Darum können diese Menschen sich auch nicht entspannen. Wenn man denen sagt: "Entspann dich mal und denke einfach an nichts", gucken sie dich an wie ein UFO. Yoga, Meditation, Autogenes Training - funktioniert bei dieser Spezi nicht oder nur nach sehr viel Übung und mit speziellen Tricks.

Deshalb kämpfen sie auch häufig mit Ein- und Durchschlafproblemen, mit heftigen Stimmungsschwankungen und Gefühlsausbrüchen (weil sich sowohl positive als auch negative Gedanken rasend schnell vervielfachen können, indem sie entsprechend weitergedacht werden). Sie kämpfen außerdem mit Rastlosigkeit, Verzetteln (denn es ist viel spannender, abschweifenden Gedanken zu folgen, als sich auf nur einen EINZIGEN Gedanken - oder ein einziges Thema - zu fokussieren) und mit großer Unsicherheit (denn jede beantwortete Frage wirft sofort neue Fragen und Zweifel auf) und noch so einigem mehr.

ABER: Diese Menschen sind auch extrem gute Problemlöser, weil ihr abstraktes Denken dem konkreten Denken weit überlegen ist. Sie sind einfühlsam, ehrlich, gerechtigkeitsliebend und wohlwollend, können hochkomplexe Themen verstehen und bis ins kleinste Detail durchdringen (wenn ein Thema ihr Interesse weckt) - und nicht zuletzt sind sie äußerst kreativ, ob nun musikalisch, schriftstellerisch oder sonst irgendwie künstlerisch.

Grob gesagt kann eine mentale Hocheffizienz sich - abhängig von weiteren physischen Faktoren - auf verschiedene Art und Weise auswirken. Als kognitive Hochbegabung, als Hochkreativität, Hochsensibilität, ADHS, Autismus oder Asperger Syndrom und Stottern (nämlich dann, wenn diese Menschen ihrem rasenden Gedankenstrom regelmäßig stimmlich hinterherstolpern).

Viele mental Hocheffiziente haben auch eine Kombination aus mehreren dieser Besonderheiten oder zeigen vermehrt Anzeichen für eine der genannten Ausprägungen. Mein Herzensmensch ist beispielsweise Autist (und gleichzeitig höchstbegabt). Daher bin ich mit vielen "typisch autistischen" Wesenszügen vertraut und finde etliche davon auch an mir selbst wieder, nur eben weniger "extrem" ausgeprägt. Soll heißen, es gibt hier, wie bei allem, nicht nur schwarz und weiß, sondern auch Grauzonen, und kein mental Hocheffizienter ist genau wie der andere. Dennoch gibt es viele Gemeinsamkeiten (wie die oben genannten), und falls du selbst mental hocheffizient bist oder Menschen kennst, die es sind, möchtest du (vielleicht?) mehr über diese recht speziellen Wesen erfahren. Verständnis ist schließlich der Grundstein für Toleranz und ein liebenswertes Miteinander, richtig? Für diesen Fall kann ich dir die Lektüre des Buchs "Ich denke zu viel" von Christel Petitcollin empfehlen (ja, heute mal ein Sachbuch-Tipp :P). Für mich eine echte Offenbarung. Und dazu recht unterhaltsam geschrieben.

Kommen wir also zurück zum Titel der Mail: Warum ich nicht entspannen kann ... weil meine Gedanken eben rund um die Uhr rotieren. Und gerade rotieren sie hauptsächlich um unseren bevorstehenden Umzug (dazu schreibe ich auch demnächst noch etwas ausführlicher), um das Re-Release von "Love Lyrics - Du bist mein Song", um die bevorstehenden Hörbuchproduktionen (denn von "Love Lyrics - Du bist mein Song" soll es zum Re-Release auch eine Hörbuchvariante geben), um die Fertigstellung meines aktuellen Romans und die Veröffentlichung meines zweiten Kinderbuchs (einer weiteren tierischen Gute-Nacht-Geschichte), außerdem um ein Konzert, das ich am Freitag besucht habe (Boysetsfire in Leipzig) und das mich bzw. meinen Kopf - neben einer leichten Gehirnerschütterung - mit einem Feuerwerk an Emotionen zurückgelassen hat. Dann drehen sich meine Gedanken noch um ein Festival, das ich für Ende des Monats geplant habe (das Vainstream in Münster) sowie die täglichen Familienalltagshürden (streikende Lehrer, KITA-Sommerfest, schwierige Kolleginnen usw.) und natürlich meinen (Halb-)Brotjob. Das ist ziemlich viel und überfordert mich an manchen Tagen ordentlich. Daher sei mir bitte nicht böse, wenn ich gerade nicht so aktiv bei Instagram und Facebook bin oder du mal länger nichts von mir hörst. Auch wenn ich "vordergründig" gerade nicht da bin, bin ich im "Hintergrund" sehr aktiv, und sobald ich das Chaos in meinem Kopf (und damit auch in meinem Leben) gebändigt bekomme, erfährst du hier als Erste, wenn es etwas Neues von mir zu lesen gibt. =)

Meine hochkreativen Kolleginnen versorgen dich in der Zwischenzeit mit humorvoll-romantischem Lesefutter. Vielleicht ist ja auch für dich etwas dabei?!

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Ich wünsche dir einen sommerlich-fröhlichen Juni!

Bis bald,

Deine Aaliyah